Pfarrerin Christine Drini - Die ersten 120 Tage im Amt, was ich gesehen, gehört und gespürt habe

Seit September 2022 bin ich jetzt hier in der Himmelfahrtskirche Pasing, habe mich mit meiner Familie im Pfarrhaus eingerichtet. Von Oktober bis Januar habe ich viele Akteure aus der Gemeinde und viele Kreise besucht. Und ich bin dabei großartigen Menschen mit tollen Talenten und viel Engagement begegnet! Auf meiner Reise durch alle Kreise und Gruppen der Gemeinde habe ich festgestellt: diese Gemeinde hat wirklich eine große Vielfalt an Aktivitäten zu bieten:

  • Ich habe im Chor mitgesungen (so gut ich konnte), bei einem Kantatengottesdienst auf höchstem Niveau mitgewirkt und ich habe im Kreis mitgetanzt. Ich habe im Literaturkreis Weihnachtsgeschichten gehört und ich bin im Kreis „Sitzen in der Stille“ still auf meinem Stuhl gesessen und habe versucht, mich von meinen Alltagssorgen zu befreien.
  • Ich bin mit vielen Eltern und Krabbelkindern auf einem großen Teppich gekniet und habe die Lieder für die Kleinsten im Miniclub mitgesungen. Ich habe im Kindergottesdienst Engel gemalt und mit dem Familiengottesdienstteam den Gottesdienst für den 1. Advent vorbereitet. Und ich habe mit den Kindergartenkindern St. Martins- und Adventsgottesdienst gefeiert.
  • Ich habe mit der Jugend im MAK gesessen und war sehr angetan, was sie alles an Aktivitäten und Freizeiten auf die Beine stellen! Die Guacamole-Treffen wurden geplant und ich habe mich beim Weihnachts-MAK in deren Mitte sehr wohl gefühlt.
  • Ich bin bei Plätzchen und Tee mit den Senioren zusammengesessen und habe mir von hochkarätigen Veranstaltungen erzählen lassen. Ich war einmal beim Seniorennachmittag und habe eine Andacht gehalten.
  • Im Partnerschaftskreis haben wir gemeinsam den Partnerschaftsgottesdienst vorbereitet und unsere Gedanken über die Spaltungen in der Partnerkirche in Tansania miteinander ausgetauscht. Und ich bin den Pasinger Friedensweg mitgelaufen und habe mich lange mit dem Imam der Pasinger Moschee unterhalten.
  • Ich habe ein sehr engagiertes Krippenspielteam miterlebt, das besonders kreative Aufführungen gestaltet und sich auch in schwierigen Lebenssituationen gegenseitig beisteht.
  • Ich war im Personalausschuss, um eine Krankheitsvertretung für unsere erkrankte Mesnerin, Frau Dendörfer, zu finden. Und ich habe viele Sitzungen im AK Ensemble miterlebt, um über die Zukunft unserer Gebäude nachzudenken, bis uns die Köpfe rauchten.

… und ich habe festgestellt: das waren noch immer nicht alle Kreise, die ich besucht habe!

Ich freue mich sehr, dass wir genügend Pfarrer*innen und Prädikant*innen sind, um so viele Gottesdienste und Kasualien zu halten, ohne jemanden zu überfordern. Auch Teamgottesdienste machen viel Spaß. Und ich habe ein engagiertes Team im Pfarramt erlebt, das sehr kompetent die Verwaltungsaufgaben erledigt, sich sehr gut abspricht und den Überblick bei der Fülle der Aufgaben nicht verliert.

Auch im Kirchenvorstand sitzen lauter interessante Menschen: Grafikdesigner, Starsänger, Kindergärtnerinnen, Naturwissenschaftler aus allen Bereichen wie Physik, Biologie, Chemie und Pharmazie, durch die Welt gereiste BWL-ler, Sozialarbeiterinnen, gelernte Rechtsanwälte und Hotelfachkäfte – alles Menschen, denen Glauben etwas bedeutet. Klar müssen wir gut aufeinander hören, wenn jeder und jede aus einer anderen Welt kommt. Aber die Vielfalt ist eine enorme Bereicherung und die Diversität wird in besonderem Maße helfen, schwierige Zeiten zu überstehen.

Nach 120 Tagen kann ich sagen: Das ist eine sehr lebendige Gemeinde! Darüber freue ich mich und darauf können die Pasinger richtig stolz sein! Doch auch für eine Kirchengemeinde ist es keine einfache Zeit: Zum einen freuen sich viele nach der Coronazeit wieder am Gemeindeleben teilnehmen zu können. Manche finden eher schwer wieder zum aktiven Gottesdienstbesuch oder tauchen nicht mehr in Gruppen und Veranstaltungen auf. Zum anderen hat der Ukraine-Krieg alles verteuert – auch die Bauvorhaben und das Heizen der Kirche und Gemeinderäume. Da steht die Kirchengemeinde vor schwierigen Entscheidungen.

Wie können wir gut darauf reagieren?

  • Der Gottesdienst ist gut besucht und die hochwertige Kirchenmusik macht die Gottes­dienste zusätzlich zu einem Erlebnis. Potential gibt es noch, Menschen jüngeren und mittleren Alters für den Gottesdienst zu begeistern.
  • Beim Segnungsgottesdienst an Neujahr ist mir aufgefallen, wie viele Menschen Trost und Hilfe suchen in schweren Lebenslagen. Ich möchte sie ermutigen, sich in unserer Gemeinde an die Pfarrer*innen oder andere Personen ihres Vertrauens zu wenden, die für die Seelsorge zuständig sind.
  • Ich überlege auch, wie die Kreise und Gruppen sich untereinander noch besser vernetzen können und wie der Austausch mit Kirchenvorstand und Pfarramt noch intensiver werden kann – schließlich sind wir ja eine Gemeinde! Ein Treffen für alle Mitarbeitenden im Januar soll ein erster Anstoß dazu sein, auch einmal Danke zu sagen für alles Engagement und miteinander ins Gespräch zu kommen.
  • In der Ökumene habe ich erste Kontakte geknüpft, v. a. zu unseren katholischen Partnern in Maria Schutz und Leiden Christi, dazu zur muslimischen und jüdischen Gemeinde. Auch mit der Politik bin ich über Herrn Vogelsgesang vom Bezirksausschuss im guten Gespräch.
  • Die Öffentlichkeitsarbeit können wir sicher noch ausweiten und verbessern, damit unsere Angebote noch besser bekannt werden.

Fast die Hälfte meiner Zeit war ich neben den Pfarrersaufgaben mit organisatorischen und baulichen Themen beschäftigt: Das Gemeindehaus mit dem Kindergarten ist technisch und baulich marode, immer wieder muss ich die Handwerker zu den Reparaturarbeiten begleiten. Die Heizung in Kirche und Pfarrhaus muss dringend modernisiert werden – gerade in Zeiten der hohen Energiekosten besteht hier dringender Handlungsbedarf. Wir brauchen nachhaltige Lösungen, die uns unabhängig von Gas und Erdöl machen. Der AK Ensemble ist zusammen mit dem Baureferat an den Themen dran, sie werden uns noch lange beschäftigen!

Ich wünsche mir, dass wir uns gemeinsam an der Fülle des Engagements freuen und, dass wir die Herausforderungen gemeinsam anpacken!

[Ihre Pfarrerin Christine Drini]