Pfingsten, das Fest der Ökumene

Bild vom Pasinger Friedensweg
Bildrechte Bettina Schopf

Feiern Sie Pfingsten? Wie feiern Sie Pfingsten? Die Antwort fällt uns schwer.

Es gibt keine Christbäume, Krippen und Geschenke wie an Weihnachten. Es gibt keine Osterhasen und -eier und Osterkerzen wie an Ostern. Ein paar geschmückte Pfingst­ochsen in Bauerndörfern vielleicht, aber das war’s. Und ansonsten sind in Bayern Ferien – Ferien, die man gerne nutzt zu verreisen, weil es schon so schön warm ist, ohne glühend heiß zu sein.

Was feiern wir an Pfingsten überhaupt? Das fällt uns mindestens so schwer zu erklären. Der Geist kommt auf die Menschen herab. Aber der Geist ist ja auch nicht mit Händen zu greifen. Die Bibel beschreibt ihn als Wind, der weht, wann und wo er will. Wie soll man ihn einfangen, wie ihn beschreiben mit Worten, Bildern, Tönen? Und trotzdem bewegt mich dieses Fest schon länger. Pfingsten ist das Ende der Angst, der Traurigkeit, der Ungewissheit. Die Menschen erfahren die Kraft der Ruach – das ist hebräisch und bedeutet Geistkraft. Die Geistkraft, die auf sie herabkommt, hat so viel Power, dass sie als ein gewaltiges Brausen vom Himmel beschrieben wird und als Feuerflammen auf den Köpfen der Menschen. Sie bewirkt, dass die Menschen die Verzagtheit und Unsicherheit hinter sich lassen. Sie werden erfüllt mit neuer Kraft und Energie. Und sie brechen ihr Schweigen. Sie reden von ihrem Glauben, sie leben diese Kraft, gehen auf andere zu, machen anderen Menschen Mut, helfen ihnen und geben so von der Liebe weiter. Und alle verstehen die Botschaft – obwohl sie so verschiedene Sprachen sprechen und aus so verschiedenen Ländern kommen.

Pfingsten ist die Geburt der Kirche und es ist die Geburt der Ökumene. Der ganze Erdkreis ist gemeint mit dieser frohmachenden Botschaft. Ein Bild habe ich dabei vor Augen: das Miteinander der Konfessionen und Religionen bei unserem Pasinger Friedensweg. Er hat dieses Jahr den Ökumene-Hauptpreis der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) gewonnen. Den Bericht über die Preisverleihung können Sie in diesem Gemeindebrief nachlesen. Da standen bei der Preisverleihung nebeneinander vorne: Mary Berg, Ralf Criens und Luitgard Golla-Fackler von der kath. Gemeinde Maria Schutz und St. Hildegard, Volkan Türlü von der Pasinger Moschee, Irene Endrass von der jüdischen Gemeinde Beth-Shalom, Gotthard Knie von der altkath. Gemeinde St. Willibrord und natürlich Marion Stopic und Gerhard Laux von der evang. Himmelfahrtsgemeinde Pasing. Und mir ist klar: Hier ist der Geist von Pfingsten lebendig. Über die Grenzen der Religionen hinweg reichen sich Menschen die Hand, gehen aufeinander zu. Und es straft alle Menschen Lügen, die sagen, Religionen sind das Übel der Menschheit, sie bringen Fanatismus, Gewalt und Krieg. Nein: In allen Religionen ist der Geist Gottes lebendig, wenn sie den Geist der Liebe und der Gemeinschaft weitertragen und sich öffnen, statt sich abzugrenzen.

Dazu möchte uns Pfingsten ermutigen. Und es macht Lust auf ein großes Fest, an dem wir alle zusammen sind. Daher laden wir schon jetzt zu unserem Gemeindefest am 7. Juli ein. Kommen Sie und feiern Sie mit – über alle Grenzen hinweg!

[Ihre Pfarrerin Christine Drini]