Licht...

Rembrandt - Anbetung der Hirten
Bildrechte Bayrische Staatsgemäldesammlung - Alte Pinakothek

Sicher haben Sie in letzter Zeit auch Post bekommen von Ihrem Strom- und Gas­anbieter. Die Kosten steigen, die Abschläge werden erhöht. Und nicht nur ein bisschen, sondern drastisch. Wir können mit dem Doppelten rechnen.

Wir haben bei uns in der Kirche Regeln fürs Heizen eingeführt, damit die Heizkosten nicht durch die Decke gehen. Das heißt, wir schränken uns ein. Nicht mehr die wohlige Wärme im ganzen Gemeindehaus, 19 Grad sollen es sein – und nur in den Räumen, die genutzt werden. Die neuen LED-Lampen haben wir auch eingebaut, weil sie viel Strom sparen.

Strom, Gas, Licht sind ein teures Gut geworden. Wärme und Helligkeit sind etwas Besonderes in den dunklen Monaten des Winters – etwas, das wir neu schätzen lernen. Und ich bin mir sicher, das gilt auch im übertragenen Sinn: Wo Menschen frieren, weil sie einsam sind … Wo Menschen in Streit leben … Wo Menschen die Last des Krieges tragen müssen, in Angst leben um das Leben ihrer Liebsten und um ihr eigenes … Wenn sie einen geliebten Menschen verloren haben und spüren: die Welt ist kälter ohne dich … Weil ihr Umfeld verständnislos reagiert … – da sitzen sie im Dunkeln und frieren, da sehnen sie sich nach Wärme, nach Geborgenheit, nach Hoffnung und Licht.

„Das Volk, das im Finstern wandelt, es sieht ein großes Licht,“ heißt es in Jesaja 60, „und über denen, die im Finstern wohnen, scheint es hell.“ Und in meinem Kopf entsteht sofort ein Bild: Ein Lichtstrahl durchbricht den Bann der Dunkelheit. Wo vorher noch Dunkelheit, Unsicherheit und Hoffnungslosigkeit herrschten, zeichnen sich plötzlich Konturen ab, werden Dinge und Menschen sichtbar, fangen traurige, abgestumpfte Gesichter zu leuchten an.

Und für uns Christen ist auch ganz klar, wer hier gemeint ist, den Jesaja da ankündigt: Jesus Christus, das Licht der Welt. Und als er an Weihnachten in die Welt kommt, triumphieren die Engel und erhellen die Nacht: „Euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Dieses Licht hat für mich am schönsten der niederländische Maler Rembrandt Harmensz van Rijn in seinen Bildern auf die Leinwand gemalt. In „Anbetung der Hirten“ malt Rembrandt, wie das Licht in die Welt kommt. Er kennt die Dunkelheit wie kein anderer, denn kurz zuvor ist seine geliebte Frau Saskia gestorben. Dunkelheit – das macht auch hier zwei Drittel des Bildes aus. Aber aus der Dunkelheit tauchen Menschen auf – einfache Menschen: Hirten, Alte, Kinder, ganz einfach gekleidete Leute. Auch Maria und Josef sind einfache Bauersleute.

Aber woher kommt das Licht? Josef hält eine Laterne, die das Jesuskind anleuchtet – und dieses strahlt. Von der Krippe, vom Jesuskind geht ein wärmend helles Licht aus. Alle Gesichter der Menschen um die Krippe werden plötzlich in warmes Licht getaucht, lassen eine Atmosphäre der Geborgenheit entstehen. Das Licht, das von der Krippe ausgeht, spiegelt sich wieder in den Gesichtern der Hirten. Euphorisch kommen sie herbeigelaufen, möchten das Kind umarmen, in die ausgebreiteten Arme schließen. Andere werden ganz still und andächtig, sinken auf die Knie und falten die Hände, wieder andere haben einen ganz friedvollen Gesichtsausdruck, der erkennen lässt: Sie sind mit sich und der Welt im Reinen. Das Volk, das im Finstern wandelt, es sieht ein großes Licht. Und es staunt.

Vielleicht ist es das, was wir wieder lernen müssen: dass es an Weihnachten auf das Staunen ankommt. Es gibt Kindergärten, da darf die Weihnachtsgeschichte aus Gründen der Neutralität nicht mehr erzählt werden. Da wird nur noch ein Lichterfest gefeiert, weil das ja alle Religionen haben. Und als Weihnachtslieder gehen dann auch nur noch „Jingle Bells“ und „Leise rieselt der Schnee“ oder gar „Last Christmas“. Maria und Josef müssen draußen bleiben. Und erst recht das Christuskind. Welch eine kalte Welt, wenn das Licht der Welt nicht mehr scheinen darf und in unsere Welt leuchten darf! Denn die Hirten sind mit frohem Herzen heimgegangen. Die Traurigen wussten: Es gibt wieder Hoffnung. Nach den Tagen der Dunkelheit wird es Licht geben.

Auch wir tragen so manche Sorge mit uns herum und kommen aus der Dunkelheit nicht recht heraus: erst die Pandemie, die uns immer noch nicht ganz aus ihrem Griff entlassen hat, die Heizkosten, der Streit, der nicht enden wollende Krieg. Aber mit dem Christuskind ist auch das Licht und die Hoffnung in die Welt gekommen. Darum möchte ich Ihnen Mut machen: Besuchen Sie unsere Gottesdienste! Erleben Sie das Wunder der Weihnacht im Krippenspiel der Kinder, die uns noch einmal vergegenwärtigen, was damals für ein Wunder passiert ist. Kommen Sie zu den Weihnachtsgottesdiensten – es wird viel Meditatives geben, das uns hilft, dieses Licht zu sehen, das da in die Welt gekommen ist. Erleben Sie die Gemeinschaft und staunen Sie mit uns über ein kleines Kind, das aber das Licht der Welt ist und sein wird. Und dieses Licht ist nicht teurer geworden – das gibt es ganz und gar umsonst – einfach so von Gott für uns geschenkt!

[Ihre Pfarrerin Christine Drini]