Die Zeit nach Weihnachten mag ich besonders gerne, weil es dann auf das Fest der Heiligen Drei Könige zugeht. Ich weiß, es waren keine Könige, sondern Weise. Abgesehen davon, dass es sich sowieso um eine christliche Legende handelt, haben sich die Figuren nun einmal tief ins Gedächtnis eingeprägt. Das Weihnachtsfest ist vorbei, aber mit dem Fest Epiphanias oder „Erscheinung des Herrn“ steht noch einmal ein besonderer Tag an, bevor es wieder in den Alltag zurückgeht.
Ein besonderes Motiv, das vielleicht manche von Ihnen kennen, ist das „Dazuerfinden“ eines vierten Königs, der immer ein bisschen zu spät kommt. In dem gleichnamigen Trickfilm zieht dieser König mit Namen Mazzel los, um das Neugeborene zu finden. Sein treuer Wegbegleiter ist das Kamel Chamberlin, das mit ihm durch dick und dünn geht.
König Mazzel entscheidet sich auf dem Weg nach Bethlehem mehrfach dazu, Bedürftigen zu helfen – er verschenkt seine Gaben an ein verloren gegangenes Mädchen, eine verirrte Karawane und fast verdurstete Blumen. Bei der Rettung von ausgenutzten und gefangenen Kindern opfert Mazzel sogar sein letztes Geschenk, um sie freizukaufen, und bleibt bei ihnen, um ihnen zur Flucht zu verhelfen.
Trotz aller guten Taten verpasst Mazzel das Jesuskind scheinbar. Der Stall ist schon leer. Aber am Ende ist er getröstet: Eine innere Stimme – vielleicht die des Kindes – sagt ihm: Deine Hilfe war wertvoll und willkommen und du warst immer da, wenn du gebraucht wurdest. Aus der Erkenntnis, dass Helfen wichtiger ist als das Ziel, ist Mazzel am Schluss kein König mehr, sondern ein Kinderhirte, der mit seinem Kamel und den Kindern glücklich lebt.
Hier liegt wahre Größe darin, anderen zu helfen und Nächstenliebe zu leben – selbst wenn man dadurch sein eigentliches Ziel verpasst. Die Geschichte zeigt, dass kleine, selbstlose Taten wichtiger sind als das Erreichen eines bestimmten Ziels. König Mazzel erkennt am Ende, dass er Jesus am nächsten war, gerade als er Schwachen, Bedürftigen und Kindern geholfen hat. Die Botschaft lautet: Wer mit offenem Herzen hilft und für andere da ist, versteht die eigentliche Bedeutung von Weihnachten. Und ein weiterer Punkt für mich persönlich ist, dass das Gefühl „Was ich mache, hilft ja doch nichts“ hier einfach verpufft. Das finde ich richtig schön.
Wenn Sie Lust bekommen haben, sich mit dem Stoff zu beschäftigen: Es gibt auch ein gleichnamiges Kinderbuch von 2006, das die Grundlage des Films „Der vierte König“ bildet.
Ich wünsche Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und gute Begegnungen mit den drei oder vier Königen.
[Ihre Pfarrerin Christiane Emmert]
