Lob des Schöpfers, Verkündigung des Evangeliums

Kirchenmusik hat viele Facetten

Im kirchlichen Bereich wird oft sehr ver­allgemeinernd von „der Kirchenmusik“ gesprochen. Wir singen gern im Gottesdienst, wir hören die Orgel und wir kennen unsere Chöre hier in Pasing. Aber welche Bedeutung hat Kirchenmusik über die eigene Gemeinde hinaus?

Theologisch lässt sich dies in wenigen Worten zusammenfassen: Als gute Gabe Gottes dient sie dem Lob des Schöpfers und der Verkündigung des Evangeliums. Im kirchlichen Leben nehmen wir Musik als einen Schatz wahr, dessen fast unüberschaubare Vielfalt beeindruckend ist. Ein paar Stichworte sollen hier genügen.

Viele Pfeifen – eine Orgel

Als erstes denkt man vielleicht an die Orgel als das typische Instrument in der Kirche. Erfunden wurde sie als Hydraulis (=„Wasserorgel“) schon in der Antike. Allerdings hatte sie damals ganz und gar keine geistliche Bestimmung. Vielmehr wurde sie als Attraktion bei Gladiatorenkämpfen ein­gesetzt. Über Byzanz kam das Instrument später nach Westeuropa und fand allmählich Eingang in die Kirchen.

Das Wort in Töne fassen: Chöre

Johann Walter, ein Mitarbeiter Martin Luthers, rief im 16. Jahrhundert in Torgau die erste sogenannte Cantorey ins Leben. Sie kann als Vorbild des heutigen kirchlichen Chorwesens angesehen werden: Bürger finden sich regelmäßig zu Proben zusammen und gestalten den Gottesdienst. Die stilistische Vielfalt der Musik unserer Tage hat zu einer Spezialisierung geführt. Manche Chöre widmen sich vor allem dem klassischen Repertoire, andere mehr den popularmusikalischen Formen wie Gospel und Spiritual.

Glänzend: Posaunenchöre

Als „typisch evangelisch" im besten Wortsinn gelten die Posaunenchöre. In ganz Bayern gibt es etwa 18000 aktive Bläserinnen und Bläser. Auffällig ist zum einen, dass man hier musikalisch keine Berührungsängste kennt: Man spielt alles, „von Bach bis Blues“. Zum anderen sind Posaunenchöre besonders für Jugendliche ein attraktives Betätigungsfeld.

Früh übt sich: Kinderchöre

Die Kinder- und Jugendchöre im Land sind zahlenmäßig kaum zu fassen. Unbestreitbar ist ihre enorme Bedeutung für die Nachwuchsgewinnung. Demgegenüber beobachtet man eine wachsende Bean­spruchung junger Menschen durch die Schule, besonders durch die Ganztags­schule und das achtjährige Gymnasium. Dies führt dazu, dass immer weniger Freizeit bleibt und damit auch weniger Zeit für das Chorsingen.

Beruf und Berufung: hauptberufliche Kirchenmusiker

Schließlich gibt es den Berufsstand des hauptberuflich tätigen Kirchenmusikers. Zahlenmäßig tritt er gegenüber den vielen sonst in der Kirchenmusik engagierten Menschen stark zurück; in Bayern gibt es insgesamt nur etwa 120 Stellen. Die Bedeutung dieses Berufs liegt darin, dass er öffentlichkeitswirksam gleichsam das „Klangbild“ der Kirche bestimmt. Hinzu kommt die Verantwortung für die Schulung des Nachwuchses. In der Regel hat jedes Dekanat einen Dekanatskantor. Für Pasing ist der Kollege KMD Andreas Hantke von der Christuskirche zuständig. („KMD“ ist die Abkürzung für „Kirchenmusikdirektor“. Dieser Titel wird vom Landeskirchenrat ehrenhalber verliehen.) Für die Fortbildung der hauptberuflichen Kantorinnen und Kantoren ist der Landeskirchenmusikdirektor zuständig. Er ist gleichzeitig Ansprechpartner des Landeskirchenrates in allen fachlichen Fragen.

Auf den hauptberuflichen Dienst bereitet ein Hochschulstudium vor, das besonders die praxisrelevanten Fächer Chor- und Orchesterleitung, Orgel, Klavier sowie Liturgik (= Gottesdienstkunde) umfasst. Bei den Examina unterscheidet man zwischen B- und A-Prüfung, was in etwa dem Bachelor- und Masterabschluss entspricht. An das Studium schließt sich ein einjähriges Praxisjahr an, mit dem man die sogenannte „Anstellungsfähigkeit“ erwirbt. Bei nur drei bis fünf freiwerdenden Stellen pro Jahr verbringen viele junge Kollegen die ersten Dienstjahre auf einer kleinen nebenberuflichen Teilzeitstelle. Der Schritt auf eine 100%-Stelle ist immer etwas Besonderes.

Orgelunterricht: Schüler gesucht!

Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, beim Dekanatskantor Orgelunterricht zu nehmen. Hierzu ist es sinnvoll, schon Erfahrungen im Klavierspiel mitzubringen. Dieser Unterricht wird von der Kirche finanziell besonders gefördert und bereitet junge Menschen schrittweise auf das selbständige Begleiten von Gottesdiensten vor. Man erlernt das Choralspiel und macht Bekanntschaft mit fantastischen Orgelstücken, z. B. von Johann Sebastian Bach. Die Ausbildung kann mit der D-Prüfung abgeschlossen werden. Für jeden Gottesdienst, den man später übernimmt, bekommt man ein kleines Honorar. Schon mancher hat sich auf diese Weise während seines Studium den Geldbeutel etwas aufgebessert.

Weitere Informationen über die Kirchenmusik in Bayern finden Sie im Internet unter www.solideo.de.

[Andreas Schmidt]