Konfikurs in Zeiten von Corona

So anstrengend hätte ich es mir nicht vorgestellt. Aber auch nicht so spannend!

Die ersten beiden Treffen im Oktober fanden noch „präsent“ statt. Sich beschnuppern. Einander kennenlernen. Mit Abstand und Hygienekonzept. Aber immerhin. Nur acht Konfis pro Gruppe – um die Abstände zu wahren. Insgesamt sechs Gruppen gibt’s. Jeder von uns – Heiner Glückschalt, Korbinian Schmaus und ich – betreut zwei davon. Eine Stunde pro Woche. Dazwischen eine halbe Stunde Puffer. Zum Lüften. Maske abnehmen und Durchschnaufen.

Konfi im Internet

Nach den Herbstferien – noch vor dem staatlich angeordneten Lockdown – treffen wir uns im Internet. Per Zoom. Ein Abenteuer! Haut das hin? Funktioniert die Technik: Einwahl? Mikro? Kamera? Gelegentlich schwächelt das WLAN. Der PC stürzt ab. Oder der Akku des Laptops geht in die Knie.

Aber: Es klappt! Erstaunlich gut. Und bietet sogar neue Reize: Umfragen sind schnell erstellt. Auch sonst eher Schweigsame beteiligen sich. Klicken und posten. Mit etwas Übung sind Präsentationen schnell eingerichtet: Bilder zeigen – ohne Beamer, Leinwand, Kabelwirrwarr. Ein paar Klicks – schon ist alles auf dem Schirm.

Sogar Gruppenarbeit ist möglich. „Breakout-Rooms“ nennt sich das bei Zoom. Die Software ordnet die Konfis in wenigen Sekunden zu. Schwupp, sind sie weg. Und ebenso schnell wieder im Plenum. Ohne auf dem Gang zu trödeln oder den zeit­fressenden Umweg übers Klo.

Mängel und Vorzüge

Freilich: Genau das geht auch ab. Es fehlt der persönliche Kontakt. All das, was „normalerweise“ zwischendurch geschieht – und oft genauso wichtig ist wie die Inhalte. Diskussionen per Bildschirm kommen nur schwer in Gang. Gerade in diesem Alter.

Weil Resonanzen fehlen: Der Blick zum Nachbarn. Die wortlose Verständigung mit der Freundin. Es mangelt an Zwischen­tönen, Minen, Gesten.

Und am Singen. Nicht jeder Konfi ist darüber traurig …. Aber auch hier: Wenn wir wegen der technischen Verzögerungen schon nicht zusammen singen können – das „O du fröhliche“ lässt sich auch „gebärden“! In Zeichensprache. Das macht Spaß!

Auch das Gruppen-Foto ist schnell gemacht. Alle grinsen! Auf mein Zeichen: Drei, zwei eins – ein Druck auf die Tastatur genügt. Schon ist er fertig, der Screenshot. Zu sehen hier in diesem Heft.

Sogar schwätzen ist möglich: Per WhatsApp parallel – der Pfarrer merkt’s ja nicht – oder per Chat-Funktion. Die nutzen wir auch bei einem Rollenspiel. Nach anfänglichem Zögern flutscht’s: Argumente, Halbsätze und Smileys fliegen hin und her. Das sind die Jugendlichen gewöhnt. Zu sprechen braucht man dabei nicht!

Neue Technik, Spiele und Methoden

Ich nehme an einem Workshop der EJM, der Evangelischen Jugend München, teil. Der älteste Teilnehmer bin vermutlich ich – und nach den ersten zwanzig Minuten total frustriert. Ich bin kurz davor, abzubrechen und auszusteigen. Ich komme nicht mit! Alles viel zu schnell! Die Digital Natives hängen mich ab.

Aber ich halte durch. Ich bleibe dran. Und habe am Ende eine Menge dazu gelernt: Neue Spiele und Methoden. Interessante Tools: Mit Mentimeter lassen sich Wortwolken erstellen. Padlet bietet Pinnwände, um gemeinsam Zettel zu beschriften oder Fotos zu posten. Ein Quiz ist mit Kahoot rasch erstellt. Die Sieger sind noch schneller ermittelt – schon stehen sie auf dem Podest: Tadam!

Im Februar finden sich zwei Trainees: Lilith und Maren machen in meiner Gruppe mit. Ehemalige Konfirmandinnen. Immer noch nicht konfirmiert. Wegen Corona. Aber voller Energie!

Die beiden sind Spitze! Sie entlasten und inspirieren mich: Jetzt wird in der zweiten Stundenhälfte auch gespielt. Skribbl und Garlicphone heißt heute im Internet, was wir früher Hangman und Montagsmaler nannten: Wörter und Bilder raten. Es macht noch genau so viel Spaß!

Stein oder Feder?

Ende März haben wir genau 16 digitale Konfi-Nachmittage hinter uns. Vieles gelingt. Oft sehr viel besser als gedacht. Manches geht auch daneben. Man lernt eben nicht aus. Vor allem nicht in einer Krise.

Die Themen bleiben wie gewohnt: Taufe und Abendmahl, Beten und die zehn Gebote. Gottesdienst und Kirchenjahr. Kurz vor Ostern geht es um die Beichte. Es geht um Gewalt. Wie ist Jesus damit umgegangen? Der Blick richtet sich auch auf uns selbst. Was tut mir gut? Was belastet mich? Gott will nicht, dass wir uns und andere mit Steinen beschweren. Leicht wie eine Feder – so zu leben: Ja, das wär’s! Sogar eine kleine Beichtliturgie lässt sich feiern im Internet!

Nach Ostern geht der Blick nach vorn: Was wird möglich sein im Juli, wenn die Konfirmation ansteht? Soviel ist jetzt schon „eingetütet“: Wir feiern an drei Samstagen. Falls es regnet, dürfen wir in den katholischen Kirchen Maria Schutz und St. Hildegard feiern. Herzlichen Dank! Wir freuen uns darauf!

[Pfarrer Hans-Martin Köbler]