Die Johanniter – ein evangelischer Ritterorden

Schulanfang, September 2013: Wie jedes Jahr haben die Johanniter zum Gemeindefrühstück eingeladen. Nach dem „normalen“ Gottesdienst kommen zunächst vorwiegend Erwachsene im Gemeindehaus zusammen, gegen Mittag nach dem Segnungsgottesdienst die Erstklässler mit ihren Familien.

Im Gottesdienst um 10 Uhr steht an diesem Tag kein Pfarrer auf der Kanzel, sondern ein Lektor. Er trägt einen schwarzen Rittermantel mit einem großen achtspitzigen Kreuz: Ein Mitglied der Johanniter, eines geistlichen Ritterordens.

Wer sind diese Johanniter?

Während der Kreuz­züge im 11. und 12. Jahrhundert entstanden die großen Ritterorden: die Johanniter, die Templer und der Deutsche Orden. Die Wurzeln der Johanniter liegen im Jahr 1099.

In Jerusalem befand sich zur damaligen Zeit ein Hospiz der Stadt Amalfi, das dem heiligen Johannes geweiht war und von Laienbrüdern unterhalten wurde. Diese Gemeinschaft trug als äußeres Zeichen einen schwarzen Mantel mit einem weißen achteckigen Kreuz auf der linken Seite.

Das Kreuz aus dem Wappen der Stadt Amalfi, ein altes Symbol der Ostkirche, wurde später mit den acht Seligpreisungen der Bergpredigt oder auch mit den acht Ordensnationen in Verbindung gebracht.

Meister Gerhard, der Ordensgründer, machte die Pflege der Kranken und der Armen, dazu den Schutz der Pilger, zur Aufgabe der Ordensritter. „Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“

Das Hospiz wurde von einigen Rittern übernommen und weitergeführt. Sie gaben sich die Bezeichnung: „Ritterlicher Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“. Diesen Namen trägt der Orden noch heute.

Nach der Reformation teilte sich der Orden, der zu dieser Zeit auf Malta residierte, in die protestantischen Johanniter und die katholischen Malteser. Beide Zweige verpflichten sich zu dem Doppelauftrag: Eintreten für den Glauben und Einsatz für Kranke und Notleidende. Noch heute unterhalten die Orden Krankenhäuser, Altenheime, Pflegestationen, und die Ordenswerke Unfallhilfe, Schwesternschaft und Hilfsgemeinschaft.

Der Mantel mit dem Kreuz und das später eingeführte Halskreuz – offizieller Orden der Bundesrepublik Deutschland – haben sich bis heute erhalten und werden zu feierlichen Anlässen getragen.

[Egon von Rottkay, 

Rechtsritter des Johanniterordens]