Unser Gemeindebrief – ein unbekannter Riese

Damals – Heute – Morgen

Meistens ist er schon vor mir da. Er liegt auf dem Tisch, bevor ich das Haus betrete. Wenn ich zu Besuch komme: Vor einer Taufe, einer Trauung, einer Bestattung oder bei einer anderen Gelegenheit.

Er ist das Aushängeschild unserer Gemeinde. Durch ihn bleiben wir in Kontakt. Mit Fernen und mit Nahen. Er ist der „unbekannte Riese“ der evangelischen Publizistik: Der Gemeindebrief. Ein Exemplar halten Sie gerade in Ihren Händen. Oder Sie haben ihn auf unserer Website entdeckt und schmökern jetzt darin.

Bunte Vielfalt

So gut wie jede Gemeinde gibt einen Gemeindebrief heraus. Manche tun sich zusammen. Die Vielfalt ist enorm: Vom einfachen Faltblatt, das im Pfarramt kopiert wird, bis hin zu Hochglanzbroschüren in DIN A4, die sich vor allem in Stadtgemeinden an alle Bewohner eines Stadtquartiers wenden.

Die meisten Gemeindebriefe kommen im handlichen DIN A5-Format daher. Es liegt gut in der Hand und passt vor allem in jeden Briefkasten. Das ist wichtig. Vor allem für die Austrägerinnen und Austräger: Sie machen sich viermal im Jahr auf die Socken und bringen „evangelisch in pasing“ in möglichst alle Haushalte, in denen mindestens eine Person evangelisch ist.

Ohne unsere „Briefträger“ wäre ein solches Projekt kaum zu stemmen. Konfirmanden wollen gelegentlich wissen, warum der Brief nicht einfach verschickt wird. Dann rechne ich ihnen vor: Bei einer Auflage von gut 5 000 Stück, viermal im Jahr, wären wir, allein was das Porto anbelangt, rasch bei einer Summe, die unser Gemeindesäckel nicht mehr verkraften würde.

Also: Zunächst einmal herzlichen Dank an alle, die sich vor Beginn der Adventszeit, vor Ostern, um Pfingsten herum und vor Erntedank auf den Weg machen! Manchmal ist es ein angenehmer Spaziergang. Zwei Stunden brauchen die meisten im Schnitt dazu. Gelegentlich ist auch Ausdauer und detektivisches Gespür gefragt. Vor allem, wenn die Briefkästen im Haus liegen.

Es gibt wahre Profis unter den Austrägerinnen und Austrägern. Sie wissen genau, wann die Wahrscheinlichkeit am größten ist und einem die Haustür geöffnet wird. Nicht selten kommt es zu freundlichen Begegnungen. Man kennt sich. Flüchtig, aber immerhin.

Nerven braucht man manchmal auch: Wenn vor einem schon drei andere am gleichen Schild geklingelt haben – und der Bewohner langsam sauer wird. Ein frischer Spruch auf den Lippen hilft und entkrampft in vielen Fällen. Am besten den einen oder anderen Gemeindebrief mehr mit auf den Rundgang nehmen. Als kleines Dankeschön fürs Aufmachen. Auch für die Oma aus Anatolien, die meistens daheim ist. Was sie wohl mit dem Gemeindebrief macht?

Auch in der Kirche, im Gemeindehaus und den Gemeindezentren Bartimäus und Emmaus liegt der Gemeindebrief aus. In der Internet-Ausgabe fehlt eine Seite: Die Namen der Getauften, der Brautpaare und der Verstorbenen stehen nur in der gedruckten Ausgabe. Aus datenschutzrechtlichen Gründen.

Wie entsteht der Gemeindebrief?

Seit vielen Jahren redigiert Susanne Fließ, Mitglied im Kirchenvorstand und studierte Germanistin, unser Blatt. Mit flinker Feder, professioneller Routine – und barmherziger Geduld, wenn der ein oder andere Artikel wieder mal erst nach Redaktionsschluss bei ihr eintrudelt. In Form bringt alles ein echter Profi: Germar Wambach, gelernter Kommunikationsdesigner mit Blick fürs Wesentliche, gestaltet das Layout. Seit Kindheit ist er Mitglied unserer Gemeinde und kennt sie aus dem Effeff. Die Überschriften, die auf der Titelseite Neugier wecken – neudeutsch „Teaser“ – wählt er höchstpersönlich aus.

Zulieferer und Schreiber gibt es viele: Haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende, Verantwortliche von Gruppen und Kreisen, die drei Damen im Pfarrbüro: Bärbel Fath behält den Überblick, was die Aktualität von „Gruppen, Kreise, Treffs“ angeht. 

Christiane Geiß kümmert sich um die Rechnungen. Doris Wrage hält Kontakt zu den Austrägerinnen und Austrägern.

Vor allem sie hat alle Hände und PC-Tasten voll zu tun, wenn eine neue Ausgabe des Gemeindebriefs am Horizont auftaucht: Mewis, die Mitgliederdatei unserer Kirche, bringt viel zu oft seltsame Listen, die sie von Hand zurechtschnippeln muss. Es liegt vor allem an den digitalen Schnittstellen zwischen Kirche und Kommune, wenn Straßen doppelt auftauchen oder Mitglieder unserer Gemeinde aus ungeklärten Gründen plötzlich als „inaktiv“ gekennzeichnet werden. Frau Wrage erweckt sie zu neuem Leben.

Die Liste der Austrägerinnen und Austräger ist immer top gepflegt und aktuell. Viermal im Jahr kommt eine Erinnerung von mir: Die Aufforderung, per Post oder zunehmend per Mail: Die Gemeindebriefe sind da und können abgeholt werden, im Gemeindehaus oder einem der Gemeindezentren.

Fehlt vorher nur noch das Portionieren: Mit einem kleinen Team packt unsere Mesnerin, Anneliese Dendörfer, die erforderliche Zahl von Exemplaren in jede Tüte. Die Liste der Haushalte dazu, die nach dem Austragen gewissenhaft zu entsorgen ist. Der Name der Austrägerin oder des Austrägers oben drauf, daneben das Kürzel für den Ort, an dem das Päckchen abgeholt wird – fertig!

Wir brauchen Sie!

Bleibt eine große Bitte: Wir suchen dringend neue Austrägerinnen und Austräger. Damit der „unbekannte Riese“ auch weiter seinen Weg in möglichst alle Wohnungen findet. Auf der vorletzten Seite des Gemeindebriefs finden Sie die Straßen, die zurzeit nicht vergeben sind.

Bitte rufen Sie im Pfarramt an oder schreiben Sie eine Mail, wenn Sie sich vorstellen können, viermal im Jahr beim Spazieren­gehen Postbote zu spielen.

Wer mitmacht gewinnt. Nicht nur an 

frischer Luft. Ein kleines Dankeschön ist die alljährliche Einladung zum Mitarbeiter-Grillfest im Juni.

Kommen Sie dazu! Machen Sie mit!

 

[Pfarrer Hans-Martin Köbler]