Trinität und die Sonntage nach Trinitatis – was ist denn das?

Ihr Name ist Trinity. Sie ist eine der Hauptpersonen in „Matrix“, jenem Film, der von religiösen und mythologischen Begriffen und Symbolen nur so strotzt. Gemeinsam mit dem geheimnisumwitterten Morpheus bringt sie den jungen Hacker Neo dazu, den Kampf gegen Maschinen und Software-Programme aufzunehmen, die die Menschheit entmündigen und versklaven.

Im letzten Teil des Films wird Neo erschossen. Und auferweckt – durch einen Kuss von Trinity: Sie glaubt fest daran, dass der Mann, den sie liebt, der Auserwählte ist. Neo erwacht mit neuen Fähigkeiten und schwingt sich am Ende des Films innerhalb der Matrix an Himmelfahrt erinnernd wie Superman in die Lüfte.

Trinity – der Name hat eine lange Tradition. In der christlichen Überlieferung bezeichnet Trinität nichts Geringeres als Gott selbst. Die Dreifaltigkeit steht für die Einheit von Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Von einem „dreieinigen“ Gott ist im Neuen Testament noch nicht die Rede. Doch wer versucht, die in der Heiligen Schrift vorhandenen Geschichten und Gedanken zu Gott als Vater, Sohn und Heiligem Geist zusammen zu denken, dem bietet sich diese Vorstellung an.

Schon Paulus verwendet am Ende eines seiner Briefe an die Gemeinde in Korinth einen Segensgruß, der vermutlich schon vor ihm im Gottesdienst gebräuchlich war. Noch heute wird er in vielen Kirchen auf der Kanzel direkt vor der Predigt zitiert: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“

Vater, Sohn und Heiliger Geist

In den ersten Jahrhunderten wurde heftig über das Verhältnis der drei Personen oder „Hypostasen“ des einen göttlichen Wesens diskutiert, gerungen und gestritten.

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts lag der Schwerpunkt auf der Frage, wer Jesus Christus sei: Wahrer Gott oder wahrer Mensch? Entweder – oder? Beides in einem – beschloss das erste große ökumenische Konzil von Nicäa.

Das Ergebnis, die theologische Formel „der Sohn ist eines Wesens mit dem Vater“ war nicht zuletzt auch eine politische Entscheidung: Der römische Kaiser Konstantin hatte das Konzil 325 in die kleine Stadt Nicäa in der Nähe von Byzanz, dem heutigen Istanbul, einberufen. Als „Bischof der Bischöfe“ versprach er sich von einem geeinten Christentum einen stabilisierenden Effekt in seinem Reich.

Am Ende stimmten die mehr als 300 Bischöfe seinem Machtwort zu. Kritische Stimmen behaupten, der Kaiser hätte so lange abstimmen lassen, bis alle Andersdenkenden abgereist waren. Auf diese Weise wäre Jesus durch einen „manipulierten Mehrheitsbeschluss“ zum Gott gemacht worden.

Gegen diesen Vorwurf lässt sich neben anderem einwenden, dass beim zweiten großen ökumenischen Konzil 381 in Konstantinopel die Lehre von Nicäa in vollem Umfang bestätigt wurde – ohne den Druck eines Kaisers. Dort diskutierte man die Frage, wie es sich denn nun mit dem Heiligen Geist verhalte: Ist er lediglich eine unpersönliche Kraft? Von Gott geschaffen? Eine andere Bezeichnung für Jesus Christus?

Oder ist Gott selbst der Geist, wie es schon das Johannesevangelium formuliert? Dann wäre der Geist selbst eine Person der göttlichen Trinität. So beschlossen es die Bischöfe, „dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben“. Damit war die Trinität perfekt.

Noch heute sprechen wir das „Bekenntnis von Nicäa-Konstantinopel“ an den hohen Feiertagen im Gottesdienst: „Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat … und an den einen Herrn Jesus Christus … Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott … Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten …“ Aller guten Dinge sind drei.

Dreifaltigkeit

Doch erst viele hundert Jahre später wurde der Trinität ein eigenes Fest gewidmet. Zunächst feierten es nur Benediktiner in französischen Klöstern. 1334 nahm der Papst das „Hochfest der Heiligen Dreifaltigkeit“ verbindlich in den römischen Generalkalender auf.

Im Kirchenjahr, das mit Advent und Weihnachten beginnt und über Passion und Ostern bis Christi Himmelfahrt und Pfingsten den Weg Jesu Christi beschreibt, werden die Sonntage danach in unserer evangelischen Kirche recht einfallslos als „nach Trinitatis“ durchgezählt: Bis zum letzten Sonntag, den wir Ewigkeits- oder Totensonntag nennen.

In der sogenannten „festlosen Zeit“ des Kirchenjahres stellen neben dem Erntedankfest nur wenige Tage wie der von Johannes dem Täufer am 24. Juni (Johanni) und der Gedenktag des Erzengels Michael am 29. September (Michaeli) gewisse Höhepunkte dar.

Andererseits verweisen die „Sonntage nach Trinitatis“ unermüdlich auf eine Vorstellung von Gott, die sich in vielen Bildern spiegelt: Drei Kerzen, die dicht aneinander gestellt mit einer einzigen Flamme brennen. Ein Baum, der aus Wurzeln, Stamm und Zweigen besteht. Oder Wasser, das von der Quelle zum Bach und dann zum Fluss fließt. Ein Würfel mit seinen drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe.

Ein findiger Kopf will sogar das Motto der Französischen Revolution als Analogie zur göttlichen Trinität entdeckt haben: Freiheit (Sohn), Gleichheit (Vater) und Brüderlichkeit (Heiliger Geist).

[Pfarrer Hans-Martin Köbler]