Am Ostersonntag entspringt aus dem Kreuz neues Leben

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Bildrechte Germar Wambach

Als ich diesen Artikel für den Zeitraum März bis Mai 2021 schreibe, befinden wir uns noch in der Weihnachtszeit. Das Weihnachtsfest, die Jahreswende und die ersten Sonntage nach Weihnachten liegen hinter uns.

Auch über die Weihnachts- und Neujahrszeit mussten wir uns Corona bedingt einem harten Lockdown unterziehen. Viele Gottes­dienste konnten wegen der verschärften Hygienegesetze nur unter strengen Auflagen im eingeschränkten Rahmen oder über Streaming oder gar nicht stattfinden. Das war schmerzlich, aber sicherlich notwendig und hilfreich, die massiv hohen Zahlen der Ansteckungen zu reduzieren.

Ja, die Pandemie hat uns alle aus der Bahn geworfen und vieles wurde und ist anders als bisher.

Dennoch haben wir Weihnachten als Fest der Liebe gefeiert, in welcher Weise auch immer.

In diesen Tagen zwischen Weihnachten, Neujahr und dem Epiphanias Fest, nach aller freundlichen und heimischen Feier des Weihnachtsfestes, kehrte der Alltag und damit die alten Sorgen zurück. Neue Sorgen kommen dazu. Diese werden oft verstärkt durch die grauen Januartage, die uns zu normalen Zeiten schon zu schaffen machen. Triste Tage, die kaum einen Lichtschein durch das Weiße des Schnees schicken und eher dem Allerheiligen oder Toten- und Ewigkeitssonntag ähneln.

Ich höre oft Sätze wie: „Ich bin diese dunk­len Tage leid!“ „Das Wetter macht mir schlechte Laune!“ „Ich bin total müde und das Wetter schlägt mir aufs Gemüt!“ „Ich sehne mich nach Sonne und Wärme, nach Licht und Leben!

Ja, in diesen Tagen sehnen wir uns nach Licht, Wärme und Leben. Vor allem in einer Zeit, die in den letzten Monaten vielfach von Einsamkeit und Kälte geprägt war.

Wir sehnen uns, ganz egal, was auch Corona bedingt noch alles kommen mag, nach einer auch im übertragenen Sinn wärmeren Zeit. Nach einem Frühling mit einer mit Licht durchfluteten Jahreszeit.

Vor uns liegt mit der Passions- und Osterzeit eine gedrängte Zeit zwischen Palmsonntag und Ostern. Eine dichte Zeit im Kirchenjahr der Freude und Erwartung, Enttäuschung und Verzweiflung, Verleugnung und Verrat, Sterben und Tod, Hoffnung und neues Leben. Eine große Bandbreite von Gefühlen und Themen, die unser menschliches Miteinander ausmachen. Hier ganz konkret bezogen auf die biblische Botschaft von Leiden, Sterben und Auferstehen.

In dieser Zeit denken wir am Gründonnerstag an die Gefangennahme Jesu und natürlich besonders an das letzte Mahl, das er mit seinen Freunden als Gedächtnis-, Erinnerungs- und Vergebungsmahl gefeiert hat. Wir denken an das bittere Leiden und Sterben am Karfreitag, als Jesus auf brutalste Weise am Kreuz hingerichtet wurde. Und wir denken ganz besonders an die Auferstehung unseres Herrn am Ostermorgen. „Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!“ So ist unser Jubelruf, unsere Freude und unser unsagbarer Dank an unseren Gott, unsere Osterbotschaft an die ganze Welt.

Die Botschaft der Ereignisse vom Tod Jesu und seiner Auferstehung schaffen für uns alle Kraft und Lebensfreude. Durch Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus hindurch, gehen wir einer vollkommenen Freude entgegen, die niemand und nichts in der Welt aufhalten oder beseitigen kann, weil sie Gottes großartiges Geschenk an uns Menschen ist. Durch das grausame Dunkel des Todes hindurch führt uns Gott zum mit Worten nicht beschreibbaren Licht der Auferstehung, zum Licht des Lebens.

Bei einer Vorlesung hatte der Dozent ein Bild dabei, das deutlich machte, wie untrennbar Passion und Ostern, der Karfreitag und das Osterfest für uns Christen miteinander verbunden sind. Auf dem Bild sah man ein Holzkreuz, aus dessen Holz ein Zweig mit einer grünen Knospe wuchs.

Am Ostersonntag entspringt aus dem Kreuz neues Leben. Aus dem abgestorbenen Holz wird der Baum des Lebens. Mit der Auferstehung Jesu Christi beginnt neues Leben hier und auch in Ewigkeit.

Das bringt auch das Lied: „Wir danken dir Herr Jesu Christ“ sehr schön zum Ausdruck mit den Worten: „bis wir durchs Kreuz ins Leben gehen.“ Alles, was uns belastet, unsere Nöte, Sorgen und Ängste dürfen wir zum Kreuz bringen. Gott nimmt alles auf sich. Er will uns aus dem Dunkel herausführen. Danach sehnen wir uns ganz besonders. In dem Wissen, dass Gott unsere Anliegen hört und erhört, bitten wir:

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu seh’n, dir nah zu sein.

Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz sei da, sei uns nahe, Gott.

Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht sei da, sei uns nahe, Gott.

Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod sei da, sei uns nahe, Gott.

Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott.

Im Glauben und Vertrauen auf Gott, wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete vorösterliche und österliche Zeit, verbunden mit dem Hoffnungswusch, dass eine neue Zeit kommt mit weniger Ängsten und Zukunftssorgen.

[Ihr Pfarrer Heiner Glückschalt]